Sonntag, 26. Januar 2014

Let's go audacity oder: eine Lektüreeinheit mit Hörspielprojekt

Lektüreeinheit: arbeitsteilige Herangehensweise



Da ich nicht nur Spanisch- sondern auch Englischlehrerin bin, kann ich ab und zu nicht widerstehen und erzähle gerne auch von Erfahrungen aus dem Englischunterricht.

Das ist nicht unbedingt unpassend, denn naturgemäß ähneln sich didaktische und methodische Entscheidungen in den Fremdsprachen häufig.

Mit meiner 6. Klasse habe ich gerade ein Lektüreprojekt abgeschlossen. Die Kinder hatten sich "Master of Death", eine Englisch-Lektüre aus der ???-Reihe gewünscht.





Als ich das Buch in den Händen hielt, fand ich es für eine klassische Herangehensweise mit dem sukzessiven Lesen des Werks aber viel zu schwierig.

Daher habe ich mich dafür entschieden, das Buch arbeitsteilig zu erschließen, was sich vom Aufbau des Buches her durchaus machen ließ, da die Kapitel jeweils abgeschlossene Einheiten darstellten, für deren Verständnis die detaillierten Vorkenntnisse der vorangegangenen Teile nicht unbedingt vonnöten waren (obgleich sie den Zugang natürlich erleichtert hätten).

Ich habe die Klasse daher in acht leistungshomogene, geschlechtsheterogene Gruppen eingeteilt und ihnen jeweils zwei Kapitel zugewiesen. Eines davon sollten sie vor der Klasse präsentieren, indem sie Vokabeln erklärten, das Kapitel in einem Summary zusammenfassten, einen Dialog nachspielten und das Hörverstehen der Mitschüler anhand einer kleinen activity (z.B. Sätze des summaries in eine Reihenfolge bringen / right/wrong questions / Fragen zum Text ect.) überprüften.

(Treue Leser meines Blogs merken an dieser Stelle: Das macht Frau Berger ganz gerne...)




Das erste Kapitel lasen wir gemeinsam in der Klasse, um uns mit den Hauptfiguren und dem Schreibstil vertraut zu machen. Die Kinder hatten schon häufiger Lesestrategien an authentischen Texten trainiert, waren aber in dem vorliegenen Text in besonderem Maße gefordert, Worterschließungs- und Textentschlüssellungsstrategien anzuwenden.

Da dem Buch auch eine Audio-CD mit dem kompletten Text als Hörbuchfassung beiliegt, habe ich zusätzlich viel mit diesem Material gearbeitet und neben den Kapitelpräsentationen durch die Schülergruppen mehrere Kapitel auch als Audiofassung mit entsprechenden Höraufgaben (z.B. Multiple choice, Fragen zum Text, Ordnen von Sätzen, Fokussierung auf bestimmte Aspekte, true-false-sentences, Lückentexte etc.) vorgestellt.

Weiterhin konnte ich acht Kapitel über Schülerpräsentationen abdecken. Die Ergebnisse waren jedoch aus meiner Sicht nicht immer zufriedenstellend. Gerade die schwächeren Gruppen hatten zum Beispiel Probleme bei der Auswahl geeigneter und wichtiger Vokabeln und relevanter Dialoge. Auf der anderen Seite zeigten andere Gruppen sehr beeindruckende, kreative Leistungen, vor allem was das Vorspielen des Dialoges anging.

Dennoch war es immer wieder nötig, Plateaustunden einzuplanen, in denen der bereits erarbeitete Inhalt rekapituliert und als Grundlage für die Antizipation des weiteren Verlaufs der Geschichte genutzt werden konnte. Für einen whodunnit-Krimi wie der vorliegende ist die Spekulation über den Fall aber ohnehin zentrales Thema jeder Stunde.


Audiofeature



Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes war das Erstellen eines Hörspiels. Dies bot sich insofern an, als das die Gruppen über ihre Arbeit an den einzelnen Kapiteln zu Experten geworden waren, und diese dann besser einsprechen konnten.

Für die Aufnahme habe ich die Audacitiy-Software genutzt (Download z.B. hier).

Eine tolle Anleitung zum Arbeiten mit der Software gibt es hier.

Im Vorfeld hatte ich die Schüler gefragt, wer Lust hätte, sich in die Software einzuarbeiten, um bei den Aufnahmen die Mitschüler als Experten unterstützen zu können. Dieses Vorgehen ist unbedingt empfehlenswert, denn obwohl die Software relativ leicht und selbsterklärend ist (zumindest, wenn man den guten, alten Kassettenrecorder noch kennt), kann man als Lehrer nicht überall gleichzeitig sein. Eine längere Einführung im Plenum bietet sich andererseits nicht an, da viele Schüler intuitiv wissen, wie sie vorgehen müssen und in ihrer Motivation nicht gebremst werden sollten.

Im Grunde reicht es für den Anfang, die Funktion der Aufnahme-, Stopp- und Abspieltaste zu erklären und sie dann sofort eigene Probeaufnahmen machen zu lassen.

Feinheiten wie das Schneiden, das Unterlegen mit Geräuschen und Musik oder das Abspeichern im mp3-Format können sukzessive nachgereicht werden.


Weitere Informationen zum Erstellen eines Hörspiels oder Audiofeatures finden sich hier.

Für die Aufnahmen sollten die Schüler wiederum eine kurze Einleitung in das Kapitel geben und dann einen Dialog aufnehmen. Hierfür standen mehrere Optionen zur Auswahl, um eine Binnendifferenzierung zu erreichen. Die Schüler konnten:


  • einen Dialog aus dem Kapitel szenisch lesen
  • einen eigenen Dialog zu Geschehnissen im Kapitel schreiben
  • eine Leerstelle mithilfe eines Dialogs füllen.

Im Verlauf der Einheit stellte sich heraus, dass die Schüler sehr viel mehr Zeit brauchten, als ich eingeplant hatte. Auch beim Audiofeature waren die Ergebnisse unterschiedlich gut gelungen. Erfreulich war, dass hier gerade schwache Schüler, denen jedoch der Umgang mit dem Medium lag, mit sehr guten Leistungen überraschen konnten. Ein paar Schülerinnen nahmen außerhalb der Unterrichtszeit sogar noch ein eigenständiges Interview über das Projekt auf. Eine Gruppe starker Schüler hingegen hatte sichtliche Probleme bei der Umsetzung der Aufnahmen.

Wirklich gute Tipps für Kinder, die ein Hörspiel gestalten wollen und dabei Wert auf eine ansprechende Umsetzung legen, habe ich hier gefunden. Und - was für ein Zufall! - sie kommen sogar von der Autorin der Lektüre selber, die eben auch Mitarbeiterin von Audiyou ist.

Insgesamt war ich während der Einheit an vielen Stellen unzufrieden und hatte die Befürchtung, dass sich dies auch auf die Motivation der Schüler übertragen würde.

Erfreulicherweise ergab die Auswertung des Feedbackbogens jedoch ein ganz anderes Bild.










Vor allem die Tonaufnahmen haben fast alle Kinder als sehr motivierend empfunden. Ich möchte den Kindern gerne den Wunsch erfüllen, nochmals mit der Aufnahmesoftware zu arbeiten und würde im Rahmen des Lehrbuchunterrichts einzelne Texte mit dem Ziel des Aussprachetrainings aufnehmen.


Abschluss: book review und letter to the author


Als Abschluss der Einheit sollten die Schüler ihre Meinung über das Buch darstellen. Dafür standen entweder das Verfassen eines book review (der auf einer entsprechenden Seite im Internet veröffentlicht werden soll) oder eines Briefes an die Autorin (der auch tatsächlich abgeschickt werden soll) zur Auswahl.

Ich finde es wichtig, diesen writing activities einen authentischen Rahmen zu geben, um die Sinnhaftigkeit der Texterstellung zu unterstreichen - gerade gegen Ende eines Projektes.




(Ein bisschen nachträgliche Fehlerkorrektur könnte zwar nicht schaden, aber ich finde, das haben die Mädels trotzdem richtig gut gemacht...)