Samstag, 23. November 2013

Projektorientiertes Arbeiten zu Mexiko: Erste Ergebnisse

Wie hier beschrieben führe ich zur Zeit eine längerfristig angelegte Einheit zum Thema México im 13. Jahrgang (3. Lernjahr) durch.

Teil der Einheit ist projektorientieres Arbeiten, das ich durch das Mitbringen verschiedener Gegenstände angebahnt habe.

Wie erwartet war die Neugier der Schüler durch die Realien sofort geweckt, so dass mir kaum Zeit blieb, den Ablauf in Ruhe zu erklären.



mapa mental zum Stundeneinstieg



Ich hatte verschiedene Gruppentische mit den Realien aufgebaut, so dass die Schüler nach Prüfung der Gegenstände sich zu ihrem Lieblingsobjekt setzen konnten.

Erfreulicherweise war hier tatsächlich eine interessensgeleitete Motivation zu erkennen, denn es bildeten sich sehr gemischte, heterogene Arbeitsgruppen.

Die Schüler bekamen die Aufgabe, über die Gegenstände zu sprechen, Assoziationen zu formulieren und Fragen aufzuwerfen, aus denen heraus schließlich eine Leitfrage für die Arbeit im Projekt entstehen sollte.

Die Ergebnisse kamen den von mir angedachten Fragen sehr nahe und waren durchweg geeignet, um längerfristig daran zu arbeiten und das Ziel, eine Unterrichtsstunde für die Mitschüler zu gestalten, umzusetzen.








Im weiteren Verlauf bekamen die Schüler Gelegenheit, ihr Thema zu recherchieren, ihre Arbeit zu organisieren und Ideen für die Umsetzung zu sammeln.

In der darauffolgenden Einzelstunde verteilte ich Materialien zu den jeweiligen Themen, die den Schülern als Einstieg in ihr Thema dienen konnten (entnommen aus dem Themenheft México von Klett).

Die Gruppen hatten noch zwei weitere Einzelstunden Zeit für die Arbeit in den Gruppen, jedoch mit der Aufgabe, die notwendige Recherche zu Hause zu erledigen, so dass in den Stunden Materialien als Grundlage für die Gruppenarbeit vorhanden waren.

Als Gerüst für die Stunde waren eine Präsentation, Spracharbeit in Form von Vokabeleinführung und einer themenorientierten Grammatikaufgabe, Textarbeit sowie die Durchführung einer kurzen Diskussion vorgesehen. Davon konnte in Absprache mit mir begründet abgewichen werden (Eine Gruppe hatte beispielsweise statt der Diskussion eine Gruppenarbeit mit anschließender Ergebnispräsentation geplant).


El día de los muertos



Die erste Doppelstunde, die uns präsentiert wurde, war die zum Thema "el día de los muertos".




Es zeigte sich, dass die Schülerinnen ausnehmend gut vorbereitet waren und vor allem auch im sprachlichen Bereich glänzten. Inhaltlich war die Stunde sehr gut recherchiert und differenziert, so dass der día de los muertos nicht nur als folkloristisches Element präsentiert wurde, sondern durch das Hinterfragen der Rituale und deren Bedeutung für die Mexikaner interkulturelles Lernen stattfand, das in der Diskussion über die eigenen Vorstellungen vom Umgang mit dem Tod und deren Vergleich mit den mexikanischen Bräuchen gipfelte.




Auch ihrer Lehrerrolle wurden die Schülerinnen gerecht, so begannen sie mit einem echten Stundeneinstieg, erklärten Vokabeln stets einsprachig, traten immer wieder in Interaktion mit den Mitschülern und gingen in Stillarbeitsphasen herum und boten Hilfe an. Die sehr gute Lernatmosphäre in dieser Stunde bestätigte dies.


Insgesamt war ich von der Leistung der Schülerinnen sehr beeindruckt, ebenso wie von der guten Mitarbeit der Mitschüler, die an einem Freitagnachmittag sonst deutlich zurückhaltender sind.


Bewertung: 


Kriterien Produktnote: Umfang der Informationen, inhaltliche + sprachliche Korrektheit, Struktur der Präsentation, Art der Präsentation, Interaktion mit der Klasse, Lehrerverhalten (z.B. Einbinden der Mitschüler, Korrekturverhalten, Impulse, Streuung), Methoden, Einsprachigkeit

Kriterien Prozessnote: Umfang der Informationen, inhaltliche + sprachliche Korrektheit, Gestaltung der Arbeitsblätter, Textauswahl, Qualität der Powerpointpräsentation
Die Honorierung von besonderem Arbeitsaufwand geschieht gegebenenfalls durch eine angepasste Poolnote.

Für das Produkt - die Stunde - erhielten die Schülerinnen 14 Punkte, für den Prozess 12 Punkte (die Abzüge erklärten sich aufgrund einiger sprachlicher Mängel auf den Arbeitsblättern), die die Schülerinnen als Poolnote unterschiedlich stark gewichten konnten, was sie aber nicht taten.



Los mayas y los aztecas


Eine Woche später überraschte uns die Projektgruppe zu den Mayas und Azteken mit einer originellen Kostümierung, was unter den Mitschülern sehr gut ankam und die Neugier auf das Thema weckte.






Auch diese Gruppe hatte ihr Thema gründlich recherchiert und aufbereitet, so dass sie viele Aspekte dieser indigenen Kulturen darstellen konnten.




Sprachlich nicht immer ganz korrekt überzeugte auch diese Gruppe mit einer wirklich beeidruckenden Stundenplanung und sehr gutem Lehrerverhalten. Wie oben bereits dargestellt, ließ diese Gruppe ihre Mitschüler Plakate erstellen, auf denen die Unterschiede zwischen den beiden Kulturen dargestellt werden sollten und die später im Plenum vorgestellt wurden.






Die Ergebnisse waren differenziert und teils sehr detailliert, so dass ich mit dieser Doppelstunde sehr zufrieden war - wie übrigens auch die Schüler, die sich in der abschließenden Feedbackrunde begeistert äußerten.

Auch diese Stunde habe ich schließlich mit 13 Punkten bewertet, wenngleich die sprachlichen Schwächen im Vortrag auch für eine Note im Zweierbereich gesprochen hätten. Ausschlaggebend war für mich am Ende jedoch die Lernleistung der Mitschüler, die auf den Plakaten und in den Vorträgen der Arbeitsgruppen deutlich dokumentiert waren.


La economía


Ein vermeintlich trockenes Thema hatte sich die dritte Gruppe ausgesucht. Mit den Teilbereichen las maquiladoras, la industria petrolera, el consorcio Volkswagen y la industria textil hatten die Referenten jedoch zielsicher die wichtigsten Aspekte der mexikanischen Wirtschaft ausgesucht und sachkundig sowie sprachlich ansprechend für ihre Mitschüler aufbereitet. Hinzu kam der Vergleich mit der deutschen Wirtschaft sowie die Bedeutung des Freihandelsabkommens mit den USA.
Natürlich konnten diese Themen jeweils nur angerissen werden, gerade die sozialen Aspekte der Arbeit in der Textilindustrie und den maquiladoras konnten aber - unterstützt durch den Text der Grammatikübung sowie ein kurzes Video - eindrucksvoll dargestellt werden.
Etwas langatmig gestaltete sich der Einstieg in die Stunde, in dem die Schüler eine lange, einsprachige Vokabelliste bearbeiten musste, bevor es dann richtig losgehen konnte.
Zwei große Stärken hatte diese Stunde: Sprachlich waren die Beiträge der Referenten sowie die Arbeitsblätter fast fehlerfrei und auf einem hohen Niveau, außerdem war die Textauswahl (ein Text zu den maquiladoras sowie einer zu PEMEX) sehr gelungen.
Zur abschließenden Diskussion kam es aus Zeitmangel nicht mehr, was der Qualität der Stunde aber keinen Abbruch tat. Auch diese Leistung war deutlich im Einserbereich, so dass ich mich langsam frage, ich ich diese durchgehend sehr guten Leistungen meiner Schüler in der Zeugniskonferenz erkläre... :-)



Die beiden noch ausstehenden Gruppen werden ihre Referate erst nach den Weihnachtsferien halten, da die für diese Stunden reservierten Freitage vor Weihnachten aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in Frage kommen.


Ich freue mich sehr über den wirklich ausnehmend positiven Verlauf des Projektes, den ich so nicht erwartet hatte (Und habe selber noch das eine oder andere dazugelernt.).